Blog-Texte
Und hier ist unser aktueller Rundbrief:
Rundbrief für Mai 2023
Liebe Leserin, lieber Leser
Ganz herzliche und gute Wünsche Euch in den nun doch wärmer werdenden Frühling!
"Wo der Zweifel in uns die Türe versperrt - kann das wache Interesse durch alles hindurchgehen..."
Es gibt eine interessante Fähigkeit unseres menschlichen Geistes - dass wir die Dinge oder Gedanken, die uns in uns oder auch von außen begegnen, nicht einfachhin übernehmen und für wahr halten, in unser Arsenal des Gewussten einfügen, sondern dass wir sondieren - abstoßen, anziehen, verstärken, oder auch zurückweisen.
Wir sehen die Dinge kritisch - wie es das griechische Ursprungswort von kritisch sagt - "krinein" ... entscheiden, einer Entscheidung, einem Gipfelpunkt zuführen - wir lassen in uns einen Entscheidungsprozess zu, der filtert. Und das ist sehr gut so.
Dies sagt zunächst nicht unbedingt etwas über die Richtigkeit oder Falschheit der Gedanken oder Erkenntnisse, es sagt eher etwas dazu, ob das, was an die Türe unseres Geistes klopft, zu uns passt, uns stimmig erscheint oder nicht, ob es in unser bisheriges Selbst- und Weltverständnis passt oder dem total wiederspricht, es gar in Frage stellt.
Dies ist eine Art "Assimilations-Prozess", wie ihn alle lebenden Systeme und Wesen haben. Wir wollen das Eigene stabil und lebendig erhalten und uns nicht von "Fremdem" überrollen lassen. Sehr zu recht zunächst einmal.
Nur - wie erweitert sich unsere Sichtweise?
Wie können wir lernen über das bisherige Denken und Verstehen hinauszuwachsen, anstatt immer nur "Passendes" einzufügen in die stabile Ordnung?
Wie können wir wirklich uns auch verändern, wachsen, neu werden, reifen?
Da entdecken wir, dass dieses Filtern auch zu einem zweifeln werden kann. Der Zweifel ist eine häufige und oft "salonfähige" Geisteshaltung. Wir sehen oft nicht, dass im Zweifel keine wirkliche Offenheit wohnt. Die Dinge anzuzweifeln wirkt erst so neutral. Wir spüren die stackelige Art des Zweifels dort, wo wir an uns selbst zweifeln, unsere Fähigkeiten bezweifeln - da tut es auf Dauer weh, wir spüren das Verletzende darin. Wir erkennen, dass im Zweifel ein innewohnendes "Nein" steckt. Zweifel ist nicht offen, neutral, in Balance und offen für den Ausgang des Erkennens-Weges. Zweifel will - insgeheim - dass das nicht gilt, was angezweifelt wird. Zweifel will Recht haben - will seine innere Ablehnung bestätigt finden.
Mag Zeiten in unserem Leben geben, wo das hilfreich war. Nur ein offenes geistiges Tor ist dies nicht mehr.
Welche Art kritischen Denkens ist dann aber konstruktiver als der Zweifel?
Und da stoßen wir auf die Grundbewegung unseres Erkennens und Verstehens, die hinter alle dem sich öffnet - das offene interessierte Erforschen. Im Grunde diese menschheitliche Haltung des Inquiry, uns selbst, die Welt, die Dinge und Zusammenhänge verstehen zu wollen. Im offenen Erforschen ist der Ausgang offen. Wir wollen nicht dies oder jenes herausbekommen - wir gehen für die wirkliche Sicht, wie hängt es wirklich zusammen - was zeigt sich da - wie leuchtet vielleicht Wahrheit in der Erkenntnis, der Erfahrung, dem Gedanken auf?
Das interessiert uns. Und damit finden wir in eine offene, powervolle, leuchtende, schöpferische Haltung, die interessiert ist an der Welt, am Leben, an sich selbst und an Entfaltung! Wir lernen, die Fähigkeiten unserer Klarheit, nicht gegen uns selbst oder gegen Beziehungen zu verwenden, um uns zu konservieren, wir lernen vielmehr den Mut auch des Herzens, den es braucht, um offen zu sein für Neues.
Irgendwo liegt darin die Frische des Beginns,
es liegt darin auch die Offenheit eines Kindes und dessen Neugier,
es liegt darin der Mut und die Kraft des erwachsenen gereiften Geistes eines Menschen, der (die) wir sind,
es liegt darin die Leidenschaft des Herzens, die Wirklichkeit in ihrer ganzen oft ungehobelten Fülle und auch Unvollkommenheit zu umarmen und zu verstehen.
So lasst uns wach sein - lasst uns interessiert sein, erforschen und nicht alles gleich für "bare Münze" nehmen, was sich uns zeigt...
lasst uns aber auch die Muster unseres Geistes kritisch und stets neu erforschen und verstehen wollen - so dass wirkliches Wachstum möglich ist, echte Weitung, umfassendere Einsicht - deren Frucht nicht Verbitterung und Verzweiflung, sondern eine immer größere Liebe zum Leben ist.
Satnam Paulus-Thomas Weber
Worte für unterwegs:
"Wir haben
für unsere Liebe
nur das Milliardendstel
einer halben Stern-Sekunde.
Wir haben keine Bedenkzeit!"
(Christine Busta)